KI ohne Cloud – PanocularAI macht intelligente Maschinen unabhängig
TUDa-Start-up PanocularAI entwickelt neue Generation künstlicher Intelligenz
10.03.2025
Wie können Maschinen nicht nur Bilder erfassen, sondern wirklich verstehen, was sie sehen? Diese Frage trieb Dr. Arya Mazaheri und Sören Heß an, als sie Panocular AI an der TU Darmstadt gründeten. Ihre Technologie ermöglicht es, Künstliche Intelligenz (KI) direkt auf kleinen, energieeffizienten Geräten wie Drohnen, Robotern oder autonomen Fahrzeugen auszuführen und verteilt zu trainieren – ohne große Rechenzentren. Damit könnte ihr Start-up nicht nur die Effizienz von KI-Systemen steigern, sondern auch die digitale Souveränität Europas stärken. Mit Unterstützung der TU Darmstadt, gefördert vom Land Hessen und der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIN-D), könnte PanocularAI Europa auf der KI-Landkarte neu positionieren.

Schnell reagieren, präzise analysieren, selbstständig Entscheidungen treffen – genau das soll Künstliche Intelligenz leisten. Doch bisher sind leistungsfähige KI-Modelle auf massive Rechenzentren angewiesen, die viel Energie verbrauchen und datenschutzrechtliche Probleme verursachen.
zeigt, dass es auch anders geht. Das Start-up aus Darmstadt hat ein System entwickelt, das KI-Modelle direkt auf Edge-Geräten ausführt – also auf kleinen, energieeffizienten Geräten wie Drohnen, autonomen Fahrzeugen oder Robotern. Diese Geräte können mit der Technologie von PanocularAI ihre Umgebung selbstständig analysieren und auf Veränderungen reagieren – ohne externe Server. PanocularAI
„Unsere KI interpretiert nicht nur Bilder, sondern versteht den Kontext“, erklärt Dr. Arya Mazaheri. „Ein Roboter kann mit unserer Technologie erkennen, ob eine Person vor ihm ein Bauarbeiter mit Helm ist oder jemand, der sich in einem gesperrten Bereich befindet.“
Eine KI, die auf Edge-Geräten läuft
Diese Umfeldwahrnehmung geschieht in Echtzeit mit minimalem Rechenaufwand – eine technologische Meisterleistung, die viele Industrien revolutionieren könnte. Weniger Energieverbrauch, höhere Geschwindigkeit und mehr Sicherheit, weil keine Daten an externe Server geschickt werden müssen – das sind die zentralen Vorteile dieser Innovation.
Die Idee entstand aus jahrelanger Forschung mit einer zentralen Frage: Warum sind moderne KI-Systeme so abhängig von riesigen und zentralen Rechenzentren? „Wir haben uns gefragt: Warum muss die gesamte Verarbeitung in großen Serverfarmen und stromfressenden Prozessoren geschehen, wenn die KI auch direkt auf dem Edge-Gerät arbeiten könnte?“, erinnert sich Mazaheri. Diese Überlegung inspirierte eine Innovation für autonome, effiziente und datenschutzfreundliche KI-Technologie.
Denn: Bisherige Systeme sind extrem rechenintensiv, brauchen viel Energie und sind oft von externen Servern abhängig. Das bedeutet nicht nur hohe Kosten, sondern auch Datenschutzprobleme. „Unser Ziel war es, eine Architektur zu entwickeln, die leistungsstarke KI-Anwendungen ermöglicht, ohne auf riesige Rechenzentren angewiesen zu sein. Das spart Energie und macht die Systeme unabhängiger“, erklärt Sören Heß.
Förderung für die digitale Souveränität Europas
Das Potenzial von PanocularAI blieb nicht unbemerkt. Das Land Hessen unterstützt das Projekt durch das Förderprogramm Distr@l-4a, die Bundesagentur für Sprunginnovationen mit der SPRIN-D Challenge „Composite Learning“. Diese Förderung ermöglicht es den beiden Gründern, ihr Team zu vergrößern – im Moment arbeiten sieben weitere Mitarbeiter an der technologischen Innovation in der PanocularAI-Gruppe, die derzeit im unter der Leitung von Professor Felix Wolf am Fachbereich Informatik angesiedelt ist. Fachgebiet „Parallele Programmierung“
Besonders spannend ist das SPRIN-D-geförderte SymphonyLearn-Projekt, das als wichtiger Baustein der Darmstädter Entwicklung dient. Hier arbeitet PanocularAI an einem völlig neuartigen, dezentralen KI-Training, das sich grundlegend von bisherigen Modellen unterscheidet. „Wir setzen auf verteiltes Lernen. Das bedeutet, dass wir fortgeschrittene KI-Modelle trainieren, ohne riesige zentrale Rechenzentren zu brauchen“, erklärt Mazaheri. Dieser Ansatz unterscheidet sich grundlegend von den zentralisierten KI-Entwicklungsmodellen in den USA und China. Europa geht hier seinen eigenen Weg – einen Weg, der Datenschutz, Effizienz und digitale Unabhängigkeit in den Mittelpunkt stellt.
Der europäische Weg der KI-Entwicklung
Für PanocularAI ermöglicht diese Methode, KI-Modelle über verschiedene Standorte, Hardware und Datensätze hinweg effizient und sicher zu trainieren. Der Ansatz bietet mehrere Vorteile: verbesserte Datensicherheit durch die Vermeidung zentraler Datensammlungen, eine effizientere Nutzung vorhandener Rechenkapazitäten, Kosteneinsparungen durch den reduzierten Bedarf an zentralisierten Rechenzentren sowie eine Demokratisierung der KI-Entwicklung durch einen breiteren Zugang für kleinere Unternehmen und Start-ups.
Von der Forschung in die Praxis: Ein perfektes Gründerteam
Dr. Arya Mazaheri promovierte am Fachbereich Informatik an der TU Darmstadt mit dem Schwerpunkten KI und Hochleistungsrechnen, betreut von Professor Wolf. Seine umfangreiche Forschung im Bereich der Künstlichen Intelligenz hat die Technologie hinter PanocularAI geprägt. Getrieben von seiner großen Leidenschaft für Wissenschaft und Innovation setzte er alles daran, seine Forschungsideen in wegweisende Deep-Tech-Produkte zu verwandeln.
Sören Heß studierte ebenfalls Informatik an der TU. Er bringt umfassende Erfahrung aus der Industrie mit: „Ich habe Kamerasysteme für autonome Fahrzeuge und medizinische Anwendungen entwickelt, war CTO und Business Development Manager. Aber immer wieder habe ich erlebt, wie bahnbrechende Entwicklungen in der Schublade verschwinden. “ Als sich die beiden über das Servicezentrum Hessian.AI – ein wichtiger Netzwerkpartner der TU Darmstadt – trafen, wurde schnell klar: Ihre Fähigkeiten ergänzen sich perfekt. „Eins plus eins ist bei uns nicht zwei, sondern drei“, sagt Heß schmunzelnd.
Darmstadt: Ein idealer Start-up-Standort
Darmstadt zählt zu den fünf führenden Gründungsstandorten in Deutschland. Die TU Darmstadt bietet mit ihrem eine exzellente Unterstützung für Start-ups. Von Beratung über Coaching bis hin zur Vernetzung mit Industriepartnern – PanocularAI hat von diesem Umfeld stark profitiert. Innovations- und Gründungszentrum HIGHEST
„Ohne das Gründungszentrum hätten wir es viel schwerer gehabt. Die Vernetzung, das Coaching und der Zugang zu Förderprogrammen waren für uns entscheidend“, sagt Mazaheri.
Der nächste große Schritt: Marktreife in zwei Jahren
Momentan arbeitet das Team an ersten Pilotprojekten mit Industriepartnern. Ihr Ziel: Innerhalb der nächsten zwei Jahre eine marktreife Technologie zu entwickeln und sich über Kundengeschäfte oder weitere Förderungen zu finanzieren. „Unser Ziel ist eine nachhaltige, europäische KI-Lösung, die sicher, effizient und vertrauenswürdig ist, erklärt Heß.
Mit dieser Vision könnte PanocularAI nicht nur den europäischen KI-Markt revolutionieren, sondern auch ein neues Paradigma für energieeffiziente, datenschutzfreundliche KI weltweit etablieren.
Stärkung der digitalen Souveränität
Die Förderung von PanocularAI durch SPRIN-D unterstreicht das Bestreben Deutschlands und Europas, technologische Unabhängigkeit im Bereich der künstlichen Intelligenz zu erlangen. Dieser Ansatz steht im Kontrast zu den von wenigen Tech-Giganten dominierten KI-Landschaften in den USA und China. Durch die Unterstützung innovativer Projekte wie PanocularAI zielt Deutschland darauf ab, seine Position im globalen KI-Wettbewerb zu stärken und gleichzeitig Datenschutz, Effizienz und breite Teilhabe an der KI-Entwicklung zu gewährleisten. Die Förderung durch SPRIN-D ist ein wichtiger Schritt, um die Vision eines dezentralen, europäischen KI-Ökosystems Realität werden zu lassen.
