Neu im Professorium: Dr.-Ing. Katrin Hartwig
Vertretungsprofessur Knowledge Engineering im Wintersemester 2025/26
30.09.2025
Ab 1. Oktober übernimmt Dr.-Ing. Katrin Hartwig die Vertretungsprofessur Knowledge Engineering für das Wintersemester 2025/26. Katrin Hartwig ist derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin und Postdoktorandin am Fachgebiet „Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit“ (PEASEC). Sie forscht in den Bereichen Mensch-Computer-Interaktion und Usable Security, insbesondere zur technischen Unterstützung von privaten Individuen und Behörden im Umgang mit sicherheitskritischen und krisenrelevanten Inhalten wie multimodalen Desinformationen.

Im Jahr 2024 schloss bei PEASEC ihre Doktorarbeit Hartwig mit „summa cum laude“ ab. Zuvor absolvierte sie ein Studium der Informatik (M.Sc.) und der Psychologie in IT (B.Sc.) an der Technischen Universität Darmstadt. Zu ihrem Einstieg hat sie uns einige Fragen beantwortet. „Navigating Misinformation: User-Centered Design and Evaluation of Indicator-Based Digital Interventions“
Woran forschen Sie?
Meine Forschung an der Schnittstelle von Informatik und Psychologie befasst sich mit der nutzerzentrierten Entwicklung und Evaluation von technischen Unterstützungswerkzeugen (z.B. mobilen Anwendungen oder Dashboards) zum informierten Umgang mit falschen, irreführenden und/oder sicherheits- und krisenrelevanten Informationen.
Dies umfasst insbesondere multimodale Desinformationen, wie sie beispielsweise als Kurzvideos auf TikTok oder als Sprachnachrichten auf Telegram zu finden sind. Dabei untersuche ich Anforderungen und Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen wie Jugendliche, aber auch Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, die in akuten Krisenlagen schnell auf Gerüchte, Falsch- und Fehlinformationen reagieren müssen.
Was ist ihr bester Tipp für den Umgang mit Desinformation?
Wir können insgesamt eine immer ausgereiftere Erstellung und Verbreitung von Desinformationen in verschiedenen Modalitäten beobachten, die sich ein Wettrennen mit neuartigen Technologien zur Erkennung eben dieser liefert. Dies zeigt sich besonders auch im Kontext KI-basierter Desinformationserstellung und KI-basierter Detektionsverfahren.
Es ist daher zentral, eine gesunde Skepsis gegenüber Inhalten zu entwickeln und diese kritisch zu hinterfragen, ohne jedoch das Vertrauen in ALLE Inhalte zu verlieren. In vielen Fällen hilft es, auf typische Merkmale zu achten: Werden durch Sprache oder Hintergrundmusik besonders starke Emotionen hervorgerufen? Wird Bezug zu gängigen Verschwörungsnarrativen gezogen? Welche Inhalte verbreitet der/die Autor*in sonst noch? Wird der Inhalt in den Kommentaren kritisch hinterfragt oder widerlegt?
Auch Werkzeuge wie eine Bilderrückwärtssuche können sehr hilfreich sein. Insgesamt geht es hier um verschiedene Ebenen der Medienkompetenz, die sich an neuartige Technologien anpassen muss und ein Bewusstsein über alle Altersgruppen hinweg erfordert.
Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? / Was ist das Spannende an Ihren Themen?
Mit der großen Relevanz von Social-Media-Plattformen wie TikTok oder Instagram sowie weiteren Kontexten, z.B. im Bereich Gaming, sind Studierende oft sehr nah an den tatsächlichen Erfahrungen und Anforderungen dran.
Daraus haben sich in der Vergangenheit tolle Studien entwickelt, die wir gemeinsam mit Studierenden im Rahmen renommierter Konferenzbeiträge publiziert haben. Spannend ist vor allem, dass wir alle eine gewisse eigene Erfahrung mit sozialen Medien und problematischen Inhalten mitbringen und die Forschungsergebnisse somit oft auf unser eigenes Leben übertragbar sind.
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität großgeschrieben. Mit welchen Fachgebieten oder Fachbereichen würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?
Interdisziplinarität spielt in meiner Forschung eine ganz zentrale Rolle. Einerseits werden Desinformationen nicht nur aus technischer Perspektive, sondern insbesondere auch als gesellschaftliches Phänomen beleuchtet. Geistes- und Sozialwissenschaften sind hier also fundamental.
Andererseits ist es spannend, sich Desinformationen rein inhaltlich anzuschauen. Beispielsweise falsche und irreführende Inhalte zu medizinischen oder biologischen Themen, wie wir sie im Kontext der Pandemie häufig beobachten konnten.
Wenn ich heute Student/in wäre, würde ich …
Von Beginn an auf die breiten Förderungsmöglichkeiten im Rahmen der Gleichstellungsbeauftragten zurückgreifen und proaktiv das Gespräch mit Wissenschaftler*innen suchen. Im Laufe meines Studiums und meiner Promotion habe ich tolle Angebote, z.B. zur Förderung von Konferenzreisen gemeinsam mit Mentor*innen kennengelernt.
Gespräche und Angebote während des Studiums waren für mich ausschlaggebend, um den wissenschaftlichen Weg einzuschlagen. Darauf würde ich rückblickend noch viel intensiver zurückgreifen.
Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeitstag ist …
… tagesformabhängig ein intensives Workout, eine Wanderung im Odenwald oder ein Besuch auf einer Hundewiese.
Vielen Dank, wir wünschen iIhnen einen guten Start ins Semester!
