Projekt SOOFI stärkt europäische KI-Souveränität
Offenes KI-Grundlagenmodell für die industrielle Anwendung entsteht
2025/11/27 von Daniela Fleckenstein
Europa verfügt bislang über kein eigenes offenes Basis-Sprachmodell für anspruchsvolle industrielle KI-Anwendungen. Viele Unternehmen greifen deshalb auf Systeme aus den USA oder Asien zurück. Das neue EU-Projekt SOOFI soll diese Abhängigkeiten verringern und eine verlässliche technologische Grundlage für die Industrie schaffen. Von der TU Darmstadt ist das Fachgebiet von Informatik-Professor Kristian Kersting beteiligt. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Projekt mit 20 Millionen Euro.
Im Rahmen von SOOFI („Sovereign Open Source Foundational Models for European Intelligence“) entsteht in Deutschland ein offenes KI-Grundlagenmodell für die industrielle Anwendung mit rund 100 Milliarden Parametern. Es soll speziell für die Anforderungen aus dem EU AI Act entwickelt werden und europäischen Wertvorstellungen entsprechen.
Professor Kristian Kersting und sein Team sind konkret in drei Aufgaben eingebunden: Die Forschenden werden eine innovative Datenpipeline aufbauen, die mithilfe KI-gestützter Qualitätsprüfungen („LLM-Judges“) verlässliche, europäische Trainingsdaten sammeln soll. Zudem entwickeln und trainieren die Forschenden ein Reasoning-Modell, das besser logisch schlussfolgern kann. Solche Systeme könnten etwa Behördenprozesse verständlicher machen, Handwerksbetriebe bei Angeboten unterstützen oder Start-ups bei technischen Entscheidungen begleiten. Drittens arbeitet die Gruppe an energieeffizienten Alternativen zu klassischen Transformern, um langfristig kostengünstigere KI-Dienste zu ermöglichen.
Das Projekt soll Expertise entlang der gesamten Entwicklungskette großer KI-Modelle aufbauen, von Daten- und Softwarekompetenz über das Training bis zur Frage, welche Teams, Prozesse und Infrastrukturen solche Vorhaben benötigen. „Durch unsere Beteiligung an SOOFI legen wir in Hessen wichtige Bausteine für eine europäische KI-Entwicklung, die langfristig zur technologischen Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit beiträgt“, sagt Kersting, Co-Direktor des Hessischen Zentrums für Künstliche Intelligenz (hessian.AI) und Mitglied im TU-Profilthema Artificial Intelligence.