In der jüngeren Vergangenheit haben interdisziplinäre Kooperationen im geisteswissenschaftlichen Umfeld unter der Bezeichnung Digital Humanities erfolgreich die Digitalisierung und Verfügbarmachung verschiedenster forschungsrelevanter Inhalte begonnen und damit eine bis dato unzugängliche empirische Basis für den wissenschaftlich-methodologischen Fortschritt gelegt. Förderpolitisch werden diese Aktivitäten bislang nur partiell flankiert; vielfach ist nach wie vor eine Vereinzelung entsprechender Vorhaben zu beklagen.
Ziel des LOEWE-Schwerpunkts „Digital Humanities“ ist es, dezidiert die Grundlagenforschung in den beteiligten geisteswissenschaftlichen Disziplinen im Hinblick auf informations-technologische Verfahrensweisen miteinander zu vernetzen, den Einsatz digitaler Erschließungs-, Auszeichnungs- und Analyseinstrumente zu erproben und den damit zu erzielenden Erkenntnisgewinn kritisch zu hinterfragen, Verfahren zur wechselseitigen Abstimmung zu entwickeln und mit den so zu erzielenden Forschungsergebnissen in methodischer und inhaltlicher Hinsicht nationale und internationale Maßstäbe zu setzen.
Der Schwerpunkt will die umfangreichen einschlägigen Ressourcen an zwei hessischen Hochschulen (Universität Frankfurt, TU Darmstadt) sowie einer benachbarten außeruniversitären Einrichtung (Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe Museum) bündeln und eine gemeinsame informationstechnologische Infrastruktur schaffen. Aufbauend auf den Aktivitäten ausgewiesener und drittmittelstarker Wissenschaftler*innen soll er die Basis bilden für einen schlagkräftigen Verbund, der die Bemühungen um einen Ausbau der Digital Humanities an den Partnerinstitutionen konzentrieren und weit über Hessen hinaus sichtbar machen soll.
Die zentrale Aufgabenstellung des LOEWE-Schwerpunkts besteht (a) in der gemeinsamen Entwicklung, Erprobung und Implementierung von Analyse- und Annotationsverfahren sprachlicher und visueller Daten, die von unterschiedlichen geistes- und kulturwissenschaftlichen Fächern unter unterschiedlichen Fragestellungen ausgewertet werden sollen, und (b) in der kritischen Reflexion der Grundlagen und der Auswirkungen, die die Anwendung dieser Verfahren auf die beteiligten Fachwissenschaften hat.