Damit niemand mitliest

„Athene Young Investigator“ Christian Janson forscht zum sicheren Austausch verschlüsselter Nachrichten

30.04.2021 von

Privatheit und Datenschutz werden in den zunehmend digitalen Alltags- und Arbeitswelten immer wichtiger. Der Kryptograph Christian Janson forscht an sicherer Kommunikation. Der frisch ernannte „Athene Young Investigator“ arbeitet unter anderem an Verschlüsselungsmethoden, die gegen immer stärkere Angreifer sicher bleiben.

Kryptograph Christian Janson ist „Athene Young Investigator“.

Abermillionen Nachrichten werden jeden Tag über Messengerdienste wie WhatsApp oder Signal verschickt. Mehr oder minder private Nachrichten, die ihre Empfängerinnen und Empfänger per Ende-zu Ende-Verschlüsselung erreichen. Damit ein sicherer Austausch möglich ist, wird bei der Anmeldung ein persönlicher Schlüssel in der Anwendung hinterlegt, der den Klartext in den sogenannten Geheimtext und umgekehrt umwandeln kann. Doch wie lässt sich dieser Schlüssel sicher austauschen, ohne dass der Anbieter des Dienstes diesen Code kennt? „Schließlich wollen wir ja nicht, dass die hinter den Diensten stehenden Großkonzerne unsere Nachrichten mitlesen können“, sagt Dr. Christian Janson, Postdoc im Fachgebiet Kryptographie und Komplexitätstheorie am Fachbereich Informatik der TU Darmstadt.

Sicherheitsmodelle stetig überprüfen

Ende-zu-Ende-Verschlüsselung schützt unseren Daten- und Nachrichtenaustausch heutzutage weitestgehend sicher. „Wir müssen aber die Modelle stetig überprüfen, um mögliche Angriffsflächen auszumachen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Vor allem, wenn die Quantencomputertechnologie kommt, muss der Schlüsselaustausch entsprechend sicher gemacht werden“, erklärt der 34-Jährige.

Janson entdeckte die Kryptographie während des Mathematikstudiums für sich. Eigentlich wollte der gebürtige Kaiserslauterer einmal Lehrer werden, entschied sich aber dann doch für die theoretische Mathematik und studierte auf Diplom an der Universität Bremen. Im 6. Semester belegte er einen Kurs in Kryptologie. „Das hat mich so fasziniert, dass ich dabeigeblieben bin“, erzählt er. Seine Promotion befasste sich mit kryptographischen Methoden, um die Korrektheit von ausgelagerten Berechnungen bei Cloud Providern zu verifizieren.

Darmstadt ist einer der wichtigsten Orte für IT-Sicherheit und Kryptographie in Deutschland

Lernen von den Besten

Christian Janson forscht zu Verschlüsselungsmethoden.
Christian Janson forscht zu Verschlüsselungsmethoden.

Für seine Doktorarbeit wechselte er 2012 an das Royal Holloway College der Universität London. „Am Royal Holloway, University of London, befindet sich eine der bekanntesten Forschergruppen für Informationssicherheit“, so der Mathematiker. Das College liegt etwas außerhalb der Metropole in einem viktorianischen Backsteinbau, „der aussieht wie die Hogwarts-Schule bei Harry Potter“, sagt Janson lachend. An die vier Jahre als Doktorand in England denkt er gerne zurück. Und wenn er heute in seinem Büro aus dem Fenster schaut, erinnert ihn die historische Fassade der alten Hauptgebäude der TU ein wenig daran.

Im Juli 2016 trat Janson in Darmstadt seine Stelle als Postdoc im Fachgebiet Kryptographie und Komplexitätstheorie an. Das war einen Monat nach dem Brexit-Votum des Königreichs, aber es waren vor allem familiäre Gründe, die ihn von der Insel zurück nach Deutschland führten. Der gute Ruf der TU hatte den Nachwuchsforscher zu einer Bewerbung bewogen. „Darmstadt ist einer der wichtigsten Orte für IT-Sicherheit und Kryptographie in Deutschland“, sagt er. Die Erwartungen, die er an die neue Stelle knüpfte, haben sich für ihn „mehr als erfüllt“. In der Forschergruppe von Professor Marc Fischlin lerne er „von einem der Besten“, betont Janson. Er schätzt den interdisziplinären Aspekt seiner Arbeit, den Austausch im Team mit Mathematikern und Informatikerinnen, „die immer wieder auch ganz wichtigen praktischen Input geben“.

Die Förderung als „Athene Young Investigator gibt ihm jetzt die Möglichkeit, „noch eigenverantwortlicher zu arbeiten und zu forschen“, erklärt er. Der 34-Jährige freut sich darauf, künftig häufiger Studierende zu unterrichten und Promovierende zu betreuen. „Es ist ein Karriereschritt in Richtung Professur.“