Wissenschaft im Einsatz
Darmstädter Doktoranden helfen mit Rettungsroboter nach Großbrand in Essen
31.03.2022 von ag, Kevin Daun
In Essen geriet Ende Februar ein ganzer Wohnkomplex in Brand. Nach den Löscharbeiten war das Gebäude akut einsturzgefährdet und die Brandursache unklar. Um die Einsatzkräfte bei der Ursachenermittlung zu unterstützen, waren zwei Wissenschaftler der TU Darmstadt als Teil der Robotik Task Force des Deutschen Rettungsrobotik-Zentrums (DRZ) vor Ort.
Nachdem das Ausmaß des Brandes bekannt wurde, kontaktierte das DRZ mit Sitz in Dortmund die Doktoranden Marius Schnaubelt und Kevin Daun vom Fachgebiet Simulation, Systemoptimierung und Robotik an der TU Darmstadt. Ihr Rettungsroboter D2 kann durch intelligente, autonome Assistenzfunktionen einsturzgefährdete Bereiche erkunden und wertvolle 3D-Modelle der Innenräume liefern. Die Wissenschaftler brachen nach einigen Systemchecks mit ihrem Rettungsroboter umgehend nach Essen auf, um die Wohnungen in der Nähe des vermuteten Brandursprungs zu untersuchen.
Durch den Brand war die Gebäudestruktur massiv beschädigt, so dass weite Bereiche nicht ohne großes Risiko betreten werden konnten. In enger Zusammenarbeit mit einem Mitarbeiter des DRZs und Einsatzkräften der Feuerwehr Dortmund lenkten Daun und Schnaubelt ihren Roboter durch das Gebäude. Trümmer, versperrte Türen, Nässe durch die Löscharbeiten und eine schlechte Funkverbindung erschwerten den Einsatz. Ein Flugroboter des DRZ erstellte parallel eine weitere Perspektive auf den Roboter und unterstützte so die Steuerung des Roboters in besonders schwierigen Situationen. Am Ende des Tages konnten alle geforderten Wohnungen erfolgreich befahren werden. Die Wissenschaftler haben die Daten zeitnah aufbereitet und anschließend der Polizei übergeben.
Für die Ermittler besonders interessant waren 3D-Modelle verschiedener Wohnungen. Da die Modelle in vielen Szenarien einen großen Mehrwert bieten, forschen die beiden Informatiker intensiv an Methoden zur möglichst exakten und detailreichen Modellerstellung. Der Rettungsroboter D2 baut auf der Telemax Plattform der Firma Telerob auf und wurde um ein Navigationsmodul mit intelligenten autonomen Assistenzfunktionen erweitert. Das Modul ist mit verschiedenen Sensoren sowie Autonomie- und Assistenzfunktionen ausgerüstet. Die Daten von Lidar, Inertialmesssystem und 360°-Kamera werden fusioniert, um in Echtzeit ein genaues dreidimensionales Modell der Umgebung zu generieren.
Christopher Zech von der Feuerwehr Dortmund lobte die Fähigkeit, eine unbekannte, reale Einsatzlage zu bewältigen und betonte den konkreten Mehrwert, den die Wissenschaft hier für Einsatzkräfte bieten kann.
Über das Fachgebiet SIM
Das unter Leitung von Prof. Oskar von Stryk erforscht seit 2009 die Unterstützung von Rettungskräften durch mobile Roboter mit intelligenten autonomen Assistenzfunktionen. Dazu ist das Fachgebiet u.a. am BMBF-geförderten Verbundprojekt Fachgebiet Simulation, Systemoptimierung und Robotik und dem A-DRZ: Kompetenzzentrum – Aufbau des Deutschen Rettungsrobotik-Zentrums beteiligt. Viele Tätigkeiten werden im LOEWE-Zentrum emergenCITY gebündelt, das aus wissenschaftlichen Mitarbeitenden und Studierenden der TU Darmstadt besteht und regelmäßig bei internationalen Robotikwettbewerben erfolgreich ist. Rettungsroboter-Team Hector
Über das DRZ
Der gemeinnützige Verein wurde 2018 von den Verbundprojektpartnern gegründet und verfolgt den Zweck die Entwicklung von Robotersystemen zur Unterstützung bei Rettung und Schutz von Menschen und Sachwerten zu fördern. Im Fokus stehen Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Rettungsrobotik, die Berufsbildung auf diesem Gebiet, die Rettung aus Lebensgefahr, Feuer-, Arbeits-, Bevölkerungsschutz sowie Unfallverhütung. Der Verein fördert auch die Vernetzung von den in diesen Bereichen tätigen Einsatzkräften, Anwendern, Firmen und Forschungseinrichtungen und steht diesen für eine Mitgliedschaft offen. Die TU Darmstadt ist Gründungsmitglied des DRZ e.V. „Deutsches Rettungsrobotik-Zentrum e.V.“ (DRZ e.V.)