Sicherheitsrisiken für Unterseekabel

Neue Studie für EU-Parlament mit Beteiligung von PEASEC

14.06.2022 von

Eine neue Studie für das EU-Parlament zum Unterseedatenkabelnetz der EU mit Beteiligung der Forschungsgruppe Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC) bietet einen systematischen Überblick über aktuelle Sicherheitsbedrohungen für diese Infrastruktur und gibt eine Reihe von Empfehlungen, wie die Resilienz des Kabelnetzes verbessert werden kann.

Das globale Unterwasser-Datenkabelnetz ist eine wichtige kritische Infrastruktur.

Bis zu 99 % der weltweiten digitalen Kommunikation laufen über das globale Unterwasser-Datenkabelnetz – Weltwirtschaft und digitale Dienste sind stark davon abhängig. Das Unterseedatenkabelnetz der Europäischen Union ist für die globale Konnektivität von entscheidender Bedeutung, aber auch angreifbar. Da die Kabel auf dem Seegrund und über nationale Grenzen hinweg verlaufen und oft zusätzlich unter der Erde verborgen sind, wurden sie bislang häufig bei Risikobewertungen ausgeblendet und von politischen Entscheidungstragenden kaum beachtet. Ausgelöst durch die russischen Marineaktivitäten seit 2014 und die geopolitischen Erschütterungen, die der Krieg in der Ukraine 2022 ausgelöst hat, erfährt die Anfälligkeit der maritimen Infrastrukturen nun eine wachsende öffentliche und politische Aufmerksamkeit.

Eine neue Studie des Fachgebiets PEASEC am Fachbereich Informatik der TU Darmstadt zusammen mit Forschenden der Universität Kopenhagen und dem Institut für politische Studien Paris (Sciences Po) im Auftrag des Europäischen Parlaments bietet einen systematischen Überblick über die aktuellen Sicherheitsbedrohungen für unterseeische Kommunikationskabel und -infrastrukturen sowie über Akteur*innen, von denen diese Bedrohungen ausgehen.

"Aus sicherheitspolitischer und regulativer Sicht wurden maritime Kommunikationsinfrastrukturen lange Zeit zu wenig erforscht, obwohl Alltag und Wohlstand in Europa in hohem Maße vom Internet abhängig sind. Unsere gemeinsame, eingehende Analyse wirft ein Licht auf das enorme noch ungenutzte Potenzial der Kabelsicherheitspolitik auf EU-Ebene und darüber hinaus."

Jonas Franken, TU Darmstadt

Auf der Grundlage von Berichten und Expertenbeiträgen wird eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Sensibilisierungs-, Bereitschafts- und Reaktionsmechanismen sowohl auf EU-Ebene als auch auf Ebene der Mitgliedstaaten vorgenommen. Eine Reihe von Empfehlungen zeigt auf, wie die Widerstandsfähigkeit des Kabelnetzes konkret verbessert werden kann. Außerdem wird in dem Bericht vorgeschlagen, dass das Europäische Parlament die Debatte lenkt, indem es das Bewusstsein für die Risiken schärft und die Kommission und den EU-Außenbeautragten auffordert, Initiativen sowie Maßnahmen für die Koordinierung, Überwachung und Außenbeziehungen zu entwickeln.

Studie

Der Studie zum Unterseedatenkabelnetz der EU steht auf der Think-Tank-Seite des Europäischen Parlaments zum Download bereit:

Christian Bueger (Universität Kopenhagen), Tobias Liebetrau (Sciences Po Paris), Jonas Franken (TU Darmstadt): Security threats to undersea communications cables and infrastructure – consequences for the EU, 2022. URL: https://www.europarl.europa.eu/thinktank/en/document/EXPO_IDA(2022)702557.

Die Studie über Sicherheitsbedrohungen für unterseeische Kommunikationskabel und -infrastrukturen wurde vom Unterausschuss für Sicherheit und Verteidigung (SEDE) des Europäischen Parlaments in Auftrag gegeben. Sie basiert in Teilen auf einem vorherigen Artikel von Jonas Franken, Thomas Reinhold, Lilian Reichert und Prof. Dr. Christian Reuter (Forschungsgruppe PEASEC), der zur Veröffentlichung im International Journal for Critical Infrastructure Protection angenommen wurde.

Der Beitrag von PEASEC zur Studie für das EU-Parlament und deren Vorarbeiten wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst im Rahmen der gemeinsamen Förderung des Nationalen Forschungszentrums für Angewandte Cybersicherheit ATHENE und im Rahmen des LOEWE-Zentrums emergenCITY gefördert.