Neu am Fachbereich: Professor Florian Müller
Mobile Mensch-Computer-Interaktion
03.09.2024
Seit September ist Florian Müller Assistenzprofessor für „Mobile Human-Computer Interaction“ am Fachbereich Informatik. Der 37-jährige Wissenschaftler promovierte an der TU Darmstadt und war zuletzt Post-Doc an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Als wichtigste wissenschaftliche Meilensteine nennt Müller seine Promotion mit „Summa Cum Laude“, die Nominierung für den Dissertationspreis der Gesellschaft für Informatik sowie sechs Best Paper und Honorable Mention Awards bei der wichtigsten Konferenz im HCI Bereich (ACM CHI). Wir haben Florian Müller zu seinem Forschungsgebiet und seinen Plänen gefragt:
Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende an Ihren Themen?
In den letzten 15 Jahren hat das Smartphone revolutioniert, wie wir mit Informationen interagieren: weg von feststehenden Geräten wie Desktop-PCs und hinaus in die physische Welt. Wir checken unsere E-Mails, während wir auf den Bus warten, erledigen unsere Bankgeschäfte im Café und planen unseren Urlaub an der Bar. Dabei ist das Smartphone eigentlich kein besonders gutes Gerät zur mobilen Interaktion: In der Tasche ist es zu groß und unhandlich, während der Benutzung ist das Display zu klein.
Zusätzlich existieren Informationen getrennt von der physischen Welt: Wenn ich Informationen über die physische Welt wie Navigationsanweisungen oder Gefahrenmeldungen ansehe, dann muss ich ständig versuchen, diese Informationen von dem 2D-Display in meine physische Umgebung zu übertragen.
Mit der zunehmenden Verbreitung von Augmented-Reality-Geräten wie der Apple Vision Pro stehen wir vor der nächsten Revolution der mobilen Interaktion, welche viele dieser Probleme lösen kann. Informationen durchbrechen sinnbildlich das Glas der heutigen Geräte und verbreiten sich in unserer physischen Welt. Gerade im Zusammenspiel mit AI-Technologien, welche die physische Welt verstehen können, ermöglicht dies faszinierende neue Anwendungen, stellt uns aber auch vor neue Herausforderungen hinsichtlich der Interaktion, da Informationen ihre „Anfassbarkeit“ verlieren.
Zusätzlich werden wir in ein paar Jahren rein visuell nicht mehr unterscheiden können, was Teil unserer physischen Welt ist und was virtuell hinzugefügt wurde, was ethische und regulatorische Fragestellungen nach sich zieht. Ich möchte die Studierenden der TU Darmstadt einladen, mit mir zusammen an diesen Themen zu arbeiten und herauszufinden, wie wir unsere zukünftige mobile Interaktion mit Informationen gestalten wollen.
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität groß geschrieben. Wo gibt es in Ihrem Arbeitsfeld Schnittstellen zu anderen Fachgebieten?
In meinem Forschungsbereich – der Human-Computer Interaction (HCI) – ist interdisziplinäre Arbeit keine Option, sondern eine absolute Notwendigkeit. Während mein persönlicher Hintergrund ein relativ technischer ist – ich habe Informatik studiert – erfordern viele Forschungsfragen im HCI-Bereich eine interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Dementsprechend tummeln sich in unserer Community nicht nur Techniker, sondern allerlei unterschiedliche Fachrichtungen: Von der Psychologie, um zu verstehen, wie Menschen mit Maschinen kommunizieren, über Design, um intuitive und visuell ansprechende Schnittstellen zu schaffen bis zur Soziologie, um die Auswirkungen der Technologie auf unsere Gesellschaft zu untersuchen.
Diese Diversität der Forschungscommunity finde ich total bereichernd, da sie unterschiedliche Perspektiven und Denkweisen zusammenbringt. Dementsprechend freue ich mich darauf, auch innerhalb der TU Darmstadt mit anderen Fachbereichen zusammenzuarbeiten, um durch einen Blick über den Tellerrand neue Dinge zu lernen.
Wenn ich heute Student wäre, würde ich …
Wenn ich heute Student:in wäre, würde ich die Zeit nutzen, um in möglichst viele unterschiedliche Bereiche reinzuschnuppern. Das bezieht sich sowohl auf verschiedene Studiengänge als auch auf die unterschiedlichen Schwerpunkte innerhalb eines Studiengangs – eine verfrühte Spezialisierung verengt den Blick und erhöht das Risiko, nicht in dem Bereich zu landen, der einem am meisten Spaß macht.
Ich bin davon überzeugt, dass gerade der Spaß an dem, was man tut, der zentraler Faktor für zukünftigen Erfolg ist. Ohne Spaß an dem, was man tut, fällt es schwer, die Motivation dafür aufzubringen, auch schwierige oder stressige Phasen durchzustehen.
Deshalb kann ich nur empfehlen, sich weniger von aktuellen Trends oder von Analysen leiten zu lassen, in welchem Bereich es die besten Jobaussichten gibt oder das meiste Geld zu verdienen gibt und stattdessen auf das Herz zu hören.
Die Fragen stellte Patrick Bal.