Was ist ein Plagiat und Plagiarismus?
Ein Plagiat wird in [3, S. 788] als „Diebstahl geistigen Eigentums“ bezeichnet. Plagiarismus bezeichnet einen Vorgang, wissentlich und unter Mißachtung der Wissenschaftsethik [2] und des Urheberrechts geistiges Eigentum fremder Personen als eigenes Werk zu bezeichnen.
Die Präambel zu [4] bemerkt aus gegebenem Anlass:
„Die Wissenschaft muss sich zunehmend mit sich selbst beschäftigen: National und international wird die Wissenschaft, zum Teil mit erheblicher medialer Aufmerksamkeit, von Fälschungs- und Plagiatsaffären erschüttert. Die digitale Revolution erleichtert einerseits das Plagiat, andererseits aber auch seine Entdeckung. Die Bandbreite wissenschaftlichen Fehlverhaltens bei wissenschaftlichen Publikationen reicht vom Vollplagiat und der vorsätzlichen Datenfälschung bis zu Fällen, deren Beurteilung als unwissenschaftlich oder wissenschaftlich unethisch in der scientific community kontrovers diskutiert wird. Solche Grauzonen und Streitfälle belegen, dass die unabdingbaren Anforderungen an wissenschaftliches Arbeiten keineswegs selbstverständlich sind. Sie werden vielmehr für auslegungsfähig und -bedürftig gehalten. Insofern bedarf es einer Selbstvergewisserung, was wissenschaftliches Arbeiten ausmacht und wie lege artis wissenschaftlich zu arbeiten ist.“ [4, S. 1]
Zu spezifischen Ausprägungen gehören:
- Fremde Arbeiten als seine eigenen auszugeben.
- Fremde Textpassagen oder Ideen zu kopieren ohne die eigentliche Quelle anzugeben.
- Fremde wörtliche Rede nicht deutlich kenntlich zu machen und zuzuordnen.
- Fehlerhafte Quellenangaben zu machen.
- Der Austausch zwar einzelner Worte und Formulierungen, aber das Beibehalten der Satzstruktur eines Fremdtextes ohne Quellenangabe.
- Die Übernahme so vieler Worte und Ideen aus einem Fremdwerk, dass diese den Großteil des so erstellten Werkes ausmachen. Dies ist Plagiarismus, auch bei Angabe der Quellen.
- Das bewusste Verfügbarmachen von eigenem Material für eine Plagiierung durch andere ist ebenfalls Plagiarismus.
Damit sind beispielsweise grundsätzlich verboten:
- Das Abschreiben von Lösungen von Hausübungen.
- Das Übernehmen von Lösungs-Code zu Programmieraufgaben.
- Das Übernehmen von fremderdachten Lösungsansätzen ohne korrekte Zitierung (vgl. Abschnitt Zitate und ihre Einschränkungen).
- Das Übernehmen von Zusatzmaterial (z.B. Pflichtenheft, Dokumentation, Benutzerhandbuch, etc.) bei Projektarbeiten und Praktika ohne korrekte Zitierung (vgl. Abschnitt Zitate und ihre Einschränkungen).
- Das Abschreiben von Fremdlösungen bei Klausuren.
- Das Verwenden von nicht explizit zugelassenen Hilfsmitteln bei Klausuren.
- Jede Kommunikation mit anderen während der Klausur.
- Das Übernehmen von Fremdmaterial in Bachelor-/Master-Arbeiten und Dissertationen ohne korrekte Zitierung. Texte, Zeichnungen, Tabellen etc. für eine Einleitung in das Themengebiet einer wissenschaftlichen Arbeit sind ebenfalls korrekt zu zitieren.
- Das Ausgeben eigener Hausübungslösungen vor dem Abgabetermin an andere.
- Das Sichtbarmachen von eigenen Klausurlösungen für die Nachbarn.
- Das Mitteilen von Lösungshinweisen an andere Klausurteilnehmer.
Diese und ähnliche Spielarten sind ernste Verstöße gegen die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, die ernsthafte Konsequenzen für Sie haben können.
Sanktionen
Der Schwere des Vergehens angemessen sind die möglichen Sanktionen. Diese können, abhängig vom Grad der Verfehlung, auch das Absenken der Bewertung und die Vergabe der Note „nicht ausreichend“ (mit Verlust des Prüfungsversuches) umfassen. Beides kann sowohl für den Einzelfall (z.B. einzelne Praktikumsabgabe), als auch für eine größere Organisationseinheit (z.B. komplette Veranstaltung) vorgenommen werden. Bei schweren oder wiederholten Verstößen sind auch noch weitergehende Maßnahmen möglich (z.B. Exmatrikulation).
Zitate und ihre Einschränkungen
Das Entwickeln von neuen Ideen ist einer der Kernpunkte der universitären Arbeit. Und zwar nicht nur in der akademischen Forschung, sondern auch in den vielfältigen Teilbereichen der studentischen Ausbildung.
An die Präsentation der Ergebnisse dieses Schaffens, sei es als wissenschaftliche Ausarbeitung, Seminarvortrag, Programmieraufgabe, Dissertation oder sonstige Veröffentlichung, wird auf beiden Gebieten immer eine grundsätzliche Anforderung gestellt: Der oder die verantwortlichen Autoren müssen tatsächlich auch die Urheber*innen sowohl der als neu präsentierten Ideen, als auch ihrer Darstellung sein.
Essentiell für den wissenschaftlichen Fortschritt überhaupt ist allerdings auch das Erarbeiten neuer Erkenntnisse auf Basis bestehenden Wissens. Bei dieser Vorgehensweise kann der Vorwurf des Plagiarismus leicht durch korrektes Zitieren der ursprünglichen Quellen abgewendet werden. Dabei wird deutlich gekennzeichnet, welche Teile des Werkes fremden Quellen entnommen wurden bzw. auf Fremdmaterial basieren. Die zu jedem Zitat gemachten Angaben müssen ausreichend sein, um die Quellen des Fremdmaterials eindeutig zu identifizieren und es so auch im Original wiederauffindbar zu machen.
Allerdings werden im Einzelfall unterschiedliche Anforderungen an die Originalität der eigenen Leistung gestellt. So wird eine nur aus korrekten Zitaten bestehende Dissertation nicht akzeptiert werden: Sie wird dem Anspruch an eine Dissertation, eine eigenständig erarbeitete neue wissenschaftliche Erkenntnis darzustellen, nicht gerecht. Ähnliches gilt für die im Rahmen der Studiums erforderlichen Leistungsnachweise (Klausuren, Hausaufgaben, Praktikumsabgaben etc.). Hier ist grundsätzlich sogar die Verwendung jeglichen Fremdmaterials, auch bei korrekter Zitierung, verboten. Ein extremes Beispiel wäre das Zitieren der Lösung des Klausurnachbarn in der eigenen Abgabe.
Technische Mittel zum Erkennen von Plagiaten
Die ständig verbesserten Möglichkeiten der Informationstechnologie und der immer leichtere Zugang zu Informationen mögen die Verlockung noch steigern, sich mühelos und schnell aus dem immensen Pool verfügbarer Materialien zu bedienen. Vergessen Sie dabei aber nicht, dass die gleiche Technologie auch zum Erkennen von Plagiaten genutzt werden kann. Solche Systeme sind im praktischen Einsatz!
Weitere Informationen zum richtigen Zitieren und Plagiaten
Bevor Sie eine größere Arbeit in Angriff nehmen (z.B. Praktikumsausarbeitung, Bachelor-, Masterarbeit, Dissertation) ist es sehr hilfreich, sich mit den Grundlagen der wissenschaftlichen Praxis [4, S. 3] sowie des korrekten Zitierens und der Vermeidung von Plagiarismus vertraut zu machen.
Weiterführende Ausführungen und auch Hinweise zum Vermeiden von Plagiaten bei der Erstellung von Arbeiten sind in den verschiedensten Quellen zu finden. So gibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft eine Denkschrift heraus, die sich mit der Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis beschäftigt [2]. Vorlesungen und Bücher, z.B. [1], zum wissenschaftlichen Arbeiten behandeln in der Regel auch die Themen Richtige Zitierweise und Plagiarismus.
Fazit
Gewöhnen Sie sich von Anfang an eine den Grundsätzen der wissenschaftlichen Ethik genügende Arbeitsweise an, um plagiatsbedingte dramatische Ereignisse in Ihrem akademischen Werdegang zu vermeiden. Der Fachbereich hat in der Vergangenheit und wird auch in Zukunft auf solche Vorkommnisse entschieden reagieren.
Als Studierende sollten Sie sich daher von Ihrem ersten Semester an darüber im Klaren sein, dass Sie sich bereits durch die Abgabe abgeschriebener Hausübungen des Plagiarismus schuldig machen. Dies ist kein Kavaliersdelikt!
Autoren:
Professor Dr.-Ing. Andreas Koch, FG Eingebettete Systeme und ihre Anwendung
Dr.-Ing. Wolfgang Heenes
Verantwortlich: Professor Dr. Marc Fischlin, Vorsitzender der Prüfungskommission des Fachbereichs Informatik
Stand 16. Oktober 2017
Literaturverzeichnis
[1] Helmut Balzert, Christian Schäfer, Marion Schröder, and Uwe Kern. Wissenschaftliches Arbeiten – Wissenschaft, Quellen, Artefakte, Organisation, Präsentation. W3L-Verlag, 2008.
[2] Deutsche Forschungsgemeinschaft. . Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis
[3] Dudenredaktion. Duden – Die deutsche Rechtschreibung. Dudenverlag, 2006.
[4] Positionspapier des Allgemeinen Fakultätentags (AFT), der Fakultätentage und des deutschen Hochschulverbandes (DHV): . Gute wissenschaftliche Praxis für das Verfassen wissenschaftlicher Qualifikationsarbeiten